Sei es der Bulle von Tölz, der Brandner Kaspar oder Wickie: Immer wieder diente der Landkreis als TV-Kulisse. Auch in den vergangenen Monaten waren Filmteams in der Region. Doch die Konkurrenz legt nach – vor allem in Österreich.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Bürgermeister Ingo Mehner steht vor dem Brunnen am Jungmayrplatz und lächelt in die Kamera. Er hält eine Filmklappe in der Hand. Neben ihm: die Schauspieler Arne Brückner, Max Müller, Igor Jeftic und Dieter Fischer. Zwei Tage lang haben die „Rosenheim-Cops“ in der Tölzer Innenstadt gedreht. Für die Stadt sind TV-Drehs wie diese eine gute Werbung.
Motivscout: „Landschaften, Berge, Industrie – wir haben hier alles, was man braucht“
Die „Rosenheim-Cops“ waren heuer nicht das erste Filmteam in Bad Tölz. Im März fanden auf dem Moraltgelände Dreharbeiten für eine Folge des Münchner „Tatort“ statt. Die Industriebrache stellte in dem Film ein US-Militärgelände dar. Ende April drehten Kamerateams für eine Folge „Hubert ohne Staller“ in der Hindenburgstraße.
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Andreas Wanner ist seit Jahren als Motivscout und Aufnahmeleiter in der Region im Einsatz und hat unter anderem den „Tatort“ nach Bad Tölz gebracht. „Landschaften, Berge, Industrie – wir haben hier alles, was man braucht“, sagt Wanner. „Man kann hier nicht nur Schönwetterfilme drehen.“ Ein Vorteil des Landkreises sei die Nähe zu München. Die Produktionsbüros sitzen meist in der Landeshauptstadt und könnten sich teure Übernachtungen sparen, sagt der Experte.
„Politische Entscheidungen“: Österreich reformiert Filmförderung
Dass große Produktionen in Bad Tölz und der näheren Umgebung zuletzt seltener geworden sind, führt Wanner auf mehrere Gründe zurück. Zum einen hätten das benachbarte Österreich und insbesondere Tirol massiv in der Filmförderung aufgestockt. „Das waren politische Entscheidungen“, sagt der Motivscout. Zudem seien die Drehbücher von Filmen und Serien nicht mehr so auf die Berge fixiert wie noch vor einigen Jahren.
Um der Filmbranche wieder Auftrieb zu verleihen, könne eine höhere Filmförderung helfen, sagt Wanner. „Eine wichtige Sache“, findet der Experte, sei zudem die Ernennung eines Filmbeauftragten für die Stadt Bad Tölz. Die Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort verlaufe bereits „wunderbar“, berichtet er.
Jachenau bekommt „im Sommer fast wöchentlich Anfragen“ für TV-Drehs am Walchensee
Eine beliebte Kulisse im Landkreis ist die Jachenau. „Im Sommer kommen fast wöchentlich Anfragen“, berichtet Bürgermeister Klaus Rauchenberger. Größtenteils gehe es dabei um Werbedrehs am Walchensee. Für die Aufnahmen im Freien gebe es einen Katalog, „was sie dürfen und was nicht“. Vor einigen Jahren habe es mal Ärger gegeben, weil ein TV-Team Müll hinterlassen habe. Die Zusammenarbeit laufe inzwischen aber „eigentlich gesittet ab“.
Dreharbeiten müssen mindestens zehn Werktage vorher angemeldet werden
Wer im Landkreis Filmaufnahmen machen will, muss dafür eine Drehgenehmigung einholen. Wenn es um Kreis-, Staats- und Bundesstraßen oder um naturschutzrechtliche Belange geht, landen Anfragen beim Landratsamt. Zuständig sind die Untere Naturschutzbehörde und die Straßenverkehrsbehörde. Beide bearbeiten laut Sprecherin Sabine Schmid rund 15 Anfragen pro Jahr. Unter anderem drehen diverse Automobilhersteller im Landkreis.
Zunächst müssen die TV-Teams ihre Dreharbeiten mindestens zehn Werktage vorher anmelden und genehmigen lassen. Dazu gehöre eine „detaillierte Beschreibung des Vorhabens, die Beachtung der Auflagen und Einhaltung der Bestimmungen in den Schutzgebieten“, so Schmid. Besonders begehrte Drehkulissen seien der Walchen- und Sylvensteinsee. Das gelte auch für Werbeaufnahmen. Im nächsten Schritt finden im Landratsamt Vorprüfungen und Anhörungen der Betroffenen statt. „Filmaufnahmen und der Aufbau von Kulissen dürfen die Natur und den Erholungsbetrieb an den Seen nicht beeinträchtigen“, erklärt Schmid. „Sind Straßensperrungen erforderlich, ist zu prüfen, wie allgemein verträglich diese sind.“
Unter Umständen gibt es Auflagen
Der Betrieb einer Kameradrohne muss bei der Regierung von Oberbayern angemeldet werden. Drohnen dürfen ohne Ausnahmegenehmigung nicht über Naturschutzgebieten fliegen. Auch die Grundstückseigentümer müssen den Dreharbeiten zustimmen. Das Landratsamt erklärt an einem Beispiel: Eigentümer des Sylvensteinsees ist der Freistaat Bayern, der bei den Anhörungen durch das Wasserwirtschaftsamt Weilheim vertreten wird. Dreharbeiten können unter Umständen mit Auflagen der Unteren Naturschutzbehörde genehmigt werden.
Bei den Anfragen schauen die Behörden genau hin. „In Naturschutzgebieten sind gewerbliche Film- und Fotoaufnahmen verboten“, so Schmid. Dreharbeiten könnten nur in Ausnahmefällen genehmigt werden, etwa für Naturdokumentationen. Straßensperrungen an Wochenenden oder Feiertagen und zu lange Sperrungen eines Abschnitts sind ebenfalls Gründe, weshalb Anträge abgelehnt werden. (vfi)